Agenturen zwischen Anpassung & Aufbruch: Insights vom summarum BarCamp

Am 26. September 2025 war es wieder so weit: Wir öffneten unsere Räume in der Hofaue in Wuppertal für Agenturinhaber:innen und Führungskräfte, um beim dritten summarum BarCamp über eines zu sprechen: Wie können Agenturen dem steigenden Druck wieder mit mehr Mut, Persönlichkeit und Leichtigkeit begegnen und dabei wirtschaftlich bleiben?

Das BarCamp-Motto dieses Mal: „Freiräume wagen – Agenturen zwischen Anpassung & Aufbruch“. Und genau darum ging es in den Sessions: Mut, Haltung und kreative Exzellenz als strategische Stärke zu erkennen und auszubauen. Offen und vertrauensvoll kommunizierten unsere Gäste, spürbar auf Augenhöhe, auch mit den neuen Gesichtern, die zum ersten Mal dabei waren. Immer wieder interessant: Tatsächlich bewegen die Inhaber:innen dieselben Fragen, egal wie viele Mitarbeitende ihre Agentur hat. Der ehrliche Austausch im geschützten Raum dient sowohl zum Netzwerken als auch als Inspiration, das zeigt sich ebenfalls in den Pausen, in denen die Gespräche weiter gehen. 

Du konntest beim summarum BarCamp nicht dabei sein, interessiert dich aber für die Inhalte?

Voilà: Wir haben dir die wichtigsten Themen und Diskussionen zusammengefasst. Spoiler: Künstliche Intelligenz spielte dieses Mal eher eine Nebenrolle.

Reisen mit leichtem Gepäck: Mikroagentur versus Full Service

Wie sollten Agenturen aufgestellt sein: schlank und spezialisiert oder breit aufgestellt und Full Service? Mikroagenturen punkten mit Flexibilität, schlanken Strukturen und der Konzentration auf innovative Beratungsleistungen, stoßen aber schnell an Kapazitätsgrenzen. Full-Service-Agenturen bieten Sicherheit und Planbarkeit, kämpfen jedoch mit Overhead und langsamer Anpassung. 

Ein zentrales Ergebnis unserer Diskussion: Hybridmodelle, Kooperationen und ein tragfähiges Freelancer-Netzwerk könnten die Lösung sein. Wichtig bleibt die Balance zwischen Spezialisierung und wirtschaftlicher Tragfähigkeit.

Freiräume geben – wie geht das?

In der Diskussion wurde schnell klar: Freiräume sind mehr als Homeoffice-Regelungen oder flexible Arbeitszeiten. Sie entstehen dort, wo Menschen eigenständig entscheiden dürfen und Verantwortung übernehmen können - wenn sie es denn wollen. Dafür braucht es Vertrauen, Stabilität und ein gemeinsames Wertegerüst. Führungskräfte müssen klare Leitplanken setzen, sonst wird Freiheit zur Unsicherheit. Mit wachsender Teamgröße steigt der Bedarf an Orientierung. 

Ganz wichtige Erkenntnis: Der verantwortungsvolle Umgang mit Freiräumen hängt ganz stark mit der emotionalen Bindung der Mitarbeitenden zusammen. Die Verantwortung liegt klar bei der Agentur: Stellschrauben finden, Räume definieren, Kultur aktiv gestalten, zum Beispiel durch Rituale. 

Transformation neu denken: “Verhältnisse prägen Verhalten”

Viele Agenturen stehen heute vor der Herausforderung, ihre Rolle neu zu bestimmen. Welche Leistungen und Entwicklungen können für die eigene Organisation langfristig sinnvoll sein? Welche Trends sind es wert, aktiv aufgegriffen zu werden? 

Eine Art Stabsstelle für Transformation und Innovation kann dabei helfen, die Entwicklungen zu beobachten und ins Team übersetzen. Denn: „Verhältnisse prägen Verhalten”. Sprich: Mitarbeitende können Wandel nur mittragen, wenn sie den Hintergrund verstehen. Konflikte entstehen, wenn Veränderung zu schnell oder undurchsichtig passiert. Führungskräfte müssen abwägen, wie viel Wandel zumutbar ist, Prioritäten setzen und erklären, warum etwas wichtig ist. So wird Transformation zum kontinuierlichen Prozess, der Strategie, Wirtschaftlichkeit und Teamfähigkeit in Einklang bringt. 

Mitarbeitende im Change-Prozess begleiten: Darauf sollten Agenturen achten

Change gelingt nicht durch einmalige Infos. Ohne aktive, substanzielle interne Kommunikation entstehen Unsicherheit und Widerstand. Einzelgespräche sind wichtig, weil Teams unterschiedlich starten; Einheitsansprachen wirken selten.

Die mittlere Führung übersetzt Strategie in den Alltag und sichert Rückhalt — ohne sie bröckelt Vertrauen. Auch bei verteilten Teams schafft knappes, anonymes Feedback nach Meetings (z. B. drei Stichworte) rasch Klarheit über Verständnislücken.

Ein Head of People and Culture kann als dauerhafte Brücke wirken und Change als kontinuierlichen Prozess verankern. Entscheidend ist außerdem ein Führungs-Mindset: Motivation, Freiheit, Fehlerkultur, Transparenz und Flexibilität fördern Eigenverantwortung.

Exitstrategien für Agenturinhaber:innen – was kommt danach?

Früher war die Agentur als Altersvorsorge gedacht, aber funktioniert das überhaupt noch?  Möglichkeiten für den Exit gibt es viele: Agentur verkaufen, einfach zumachen, Partner aufbauen, Investor reinholen, oder ganz etwas Neues starten. Mindestens genauso wichtig wie die Wahl des Modell ist die Frage, wie die persönliche Situation nach dem Exit aussehen soll. 

Die Diskussion zeigt, dass es kein Patentrezept gibt, jeder Weg ist individuell. Umso wichtiger der Tipp: Die Planung für den Exit sollte drei bis fünf Jahre vorher beginnen. Die Vorbereitung ist entscheidend, denn wenn es an der Exit Readiness hapert und deshalb mehrere Anläufe nötig sind, leidet der Preis. Und wenn Partner ins Spiel kommen: Auf eine unabhängige Eignungsdiagnostik setzen, damit beide Seiten von der Übergabe profitieren. 

Wie können Agenturen Kooperationen sinnvoll nutzen?

Zusammen ist man weniger allein. Dennoch tun sich manche Agenturen mit Kooperationen schwer. Muss das sein? Nein. Entscheidend ist zunächst, warum die Kooperation geschlossen werden soll. Geht es um eine “Werkbankverlängerung” für große Projekte? Oder wird eine Skill-Erweiterung durch Spezialist:innen benötigt? Kooperationen funktionieren am besten, wenn sie Ergänzung statt Konkurrenz bieten. Und ganz klare Rollen und Absprachen, die auch vertraglich festgehalten werden. Wer führt die Kund:innen? 

Auch menschlich und kulturell muss es passen. Im Grunde sollten beide Seiten einander wie beim Speed Dating abchecken: Mindset, Ziele, Budget, Führungsstil und persönliche Ebene entscheiden, ob die Zusammenarbeit funktioniert. 

Menschliche Intelligenz hat ihren Preis – aber welchen?

KI übernimmt in den Agenturen längst Routineaufgaben. Das hat Auswirkungen auf die Honorare, jedenfalls aus Sicht der Kund:innen. Tatsächlich punkten Agenturen durch menschliche Intelligenz: Exzellenz statt Durchschnitt, Wahrnehmung von Zwischentönen, Vertrauensaufbau, Erkennen psychologischer Muster, Kreativität, Empathie und strategisches Denken.

Hier zahlt sich Haltung aus. Statt in Preiskämpfe zu gehen, sollten Agenturen kritisch briefen, orchestrierend arbeiten und als Trusted Advisor auftreten. Der Trend geht zu Paketpreisen, die Ergebnis und Wirkung bepreisen (Value-Added Pricing). Beratung muss als eigener, sichtbarer Geschäftszweig gedacht werden.

Zukünftige Agenturen sind keine KI‑Schmieden, sondern Dirigenten: Sie kuratieren Inhalte, lösen echte Probleme, halten Nähe zu Kund:innen. So wird menschliche Intelligenz dort eingesetzt, wo KI nicht hinkommt. Und genau das ist der Bereich, in dem Agenturen ihren Preis wertvoll machen können: mit Vertrauen.

“Neue Spielplätze”: Wie können Agenturen neue Geschäftsfelder erschließen?

Gemeinsam sind ein paar richtig spannende Ideen zusammengekommen, von passenden Joint Ventures über KI-Plattformen und Softwares bis hin zu Merchandising. Oder natürlich Investments in Immobilien, um alte Lagerhallen oder Büros als Coworking-Spaces oder Eventlocations neu zu nutzen. Auch Personalvermittlung ist ein tragendes Geschäftsmodell - der People Pool matchworrk macht’s vor. 

Und dann gibt’s natürlich noch Modelle, die Leidenschaften mit Geschäftssinn verbinden: Kneipe, Pfannkuchenhaus oder Erlebnistankstelle. 

Klar, das braucht Mut, Unternehmergeist und jede Menge Flexibilität. Ebenso die Fähigkeit, bestehende Geschäftsmodelle anzupassen und bei Bedarf neue Geschäftsführungen zu integrieren. Denn um alles auf einmal und selbst zu machen, fehlt nun einmal die Zeit. 

Wie können Agenturen sich ihre Kreativität bewahren?

An dieser Stelle schwelgten wir alle ein bisschen in Erinnerungen an die goldenen Agenturzeiten. Wie Kampagnen gefeiert wurden, Menschen ins Kino pilgerten, um die Cannes-Rolle zu gucken.  Heute hat sich der Stellenwert der Kreation verändert. Werbung ist überall, Content Creators erzielen virale Effekte im Handumdrehen, und nun spielt auch noch die KI mit.

Doch Kreativität ist und bleibt das USP von Agenturen. Wer nicht kreativ ist, wird es auch mit Prompting nicht. Wie bewahren wir sie uns?

Durch Freiräume, um sich zu entwickeln, Zeit, Interaktion, Teamdynamik, Begeisterung. Durch klare Zeitfenster, weniger Meetings und mutige Grenzen gegenüber Kund:innen. Ohne kreative Energie gibt’s keine Überraschungsmomente. Und genau die bleiben im Gedächtnis. 

Das dritte summarum BarCamp hat gezeigt:

Mut, Haltung und Freiräume sind strategische Erfolgsfaktoren. Wer sich Luft verschafft, kann Flow, Fokus und Führungsstärke entwickeln und die eigene Agentur zukunftsfähig aufstellen. Wir alle haben im Austausch wertvolle Impulse mitgenommen, um kreative Exzellenz sichtbar zu machen und wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben.

Da sagen wir doch gern: Bis zum nächsten summarum BarCamp!

Folge uns auf LinkedIn, Instagram und Facebook. Abonniere auch gerne unseren Newsletter, um den nächsten Termin nicht zu verpassen. 

Das #summarumBarCamp in Bildern

 

Das sagen unsere Teilnehmenden:

"Dat war richtig gut, summarum!” – Jörg C. Müller-Dünow, Geschäftsführender Gesellschafter markenzeichen, Vorstandsmitglied GWA e.V. 

“Danke an das summarum-Team für die Plattform summarum BarCamp. Ein Format für echten Austausch und viel Platz für Diskussion! Total undigital, kaum ein Smartphone in Gebrauch, viele Gespräche und Inspirationen.” – Thorsten Stark, Geschäftsführer sooii GmbH

“Es war sehr schön und inspirierend bei euch. Gern jederzeit wieder.” – Michael Schmiechen, CSO everii Group und Managing Director everii Germany Gmb

“Herzlichen Dank! War ein großartiges Barcamp.” – Philipp Bierbaum, Managing Partner DAMM & BIERBAUM

 

 

“Vielen Dank für das spannende Format, die wertvollen Begegnungen und das sympathische Ambiente. Es waren wieder einmal die richtigen Themen zur richtigen Zeit! 💯” - Max C. Winterhoff, Geschäftsführer Rheinstrategie GmbH

 

 

Du willst nichts mehr verpassen? Folge uns auf LinkedIn, Instagram und Facebook oder abonniere unseren Newsletter.

 

Beliebte Beiträge

Mindestlohn, Minijobs, Freibeträge: Was ändert sich 2024?

Neues Jahr, neue Regeln – wie in jedem Jahr ändern sich auch dieses Jahr einige Gesetze und Verordnungen. Einige davon betreffen auch dich und deine Agentur. Was ändert sich 2024? Um dir die

Rechnung ins Ausland schreiben: Das musst du beachten

We are so international! Hier ein cooler Neukunde aus den Niederlanden, da ein Projekt aus Portugal. Nicht zu vergessen der Auftrag für die deutsche Niederlassung eines Schweizer Unternehmens, der

Gewinn steigern: Warum der Umsatz eigentlich egal ist.

Wenn nach Abschluss des Geschäftsjahres die Saison der Bilanzpressekonferenzen startet, beginnt in der Regel auch die Zeit der Superlative. Da werden zweistellige Umsatzsteigerungen verkündet und

Die Top 10 Mythen in der Buchhaltung

Die Buchhaltung ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Wetten, dass du auch schon dem einen oder anderen Klischee oder Vorurteil aufgesessen bist? Vielleicht gelingt es uns, mit einigen Mythen

Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU): Alles, was Du zum Thema Krankschreibung als Arbeitgeber:in wissen musst

Hust, schnief, keuch – wenn morgens das Telefon klingelt und solche Geräusche aus dem Hörer kommen, ist meistens klar: Hier meldet sich jemand krank. Tja, schnöf happens. Und das nicht nur zur